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„Den Glauben in die Zukunft wiedergewinnen“

19.10.2020, Lesezeit 5 Minuten
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Mit Umsicht und Zuversicht will Vorstandsvorsitzender Karl Weidlinger das Unternehmen durch die Coronakrise führen.

Dipl.-Ing. Karl Weidlinger leitet seit elf Jahren die Geschicke von SWIETELSKY, zuerst als Geschäftsführer und seit der Umwandlung in eine AG als Vorstandsvorsitzender. Insbesondere ist er in seiner Funktion hauptverantwortlich für den Geschäftsbereich Österreich. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens in Wien hinterließ er seine ersten beruflichen Spuren als Brückenbauer bei Ferro-Betonit und SWIETELSKY. Im Anschluss arbeitete er für die ALPINE, zunächst als Filialleiter für OÖ und später als Geschäftsführer. 2009 kehrte er zurück. Privat ist Weidlinger verheiratet, Vater von vier Kindern und begeisterter Imker. In seinem Garten beschäftigt er über 200 000 „Mitarbeiterinnen“, wie er seine Bienen nennt.

In die 84-jährige Geschichte des Unternehmens fallen ein Weltkrieg und mehrere Wirtschaftskrisen. Wo würden Sie die Corona-Pandemie einordnen?

Sie ist zweifellos kein Krieg und ein solcher Vergleich erschiene mir pietätlos. Anders als im Krieg wurde auch keine Bausubstanz zerstört, wurden keine infrastrukturellen Werte vernichtet. Dennoch schlimm genug, es ist die größte Gesundheitskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und die gesamte wirtschaftliche Auswirkung lässt sich im Moment nur grob abschätzen. Viele haben ihre berufliche Existenz oder gar geliebte Menschen verloren. Es wird Jahre dauern, die wirtschaftlichen Folgen zu überwinden. In Relation zu anderen Branchen ist die Bauwirtschaft bisher eher glimpflich davongekommen. Sie reagiert in Krisenfällen immer träger und mit geringeren Höhen und Tiefen.

Welche Auswirkungen hatte COVID-19 auf Ihr Unternehmen?

Durch die getroffene Sozialpartnereinigung konnten wir den Baustopp im Frühjahr nach wenigen Wochen Stillstand beenden und den Baubetrieb rasch wieder hochfahren. Dank eines gefüllten Auftragsbuches sowie vieler langfristig laufender Bauprojekte sind wir bisher gut durch die Krise gekommen. Außerdem sind wir durch unsere Eigenkapitalstärke und die konservative Ausrichtung auch im Krisenfall sehr gut aufgestellt. Unsere Kernmärkte sind seit Jahrzehnten Österreich, Deutschland, Tschechien und Ungarn. Hier haben wir beste Voraussetzungen für die Fortführung unseres profitablen Geschäftsmodells. Trotzdem gibt es perspektivisch auch Herausforderungen, die mir Sorgen bereiten.

Was genau bereitet Ihnen Sorgen?

Als Baudienstleister für Kommunen mache ich mir Gedanken über öffentliche Haushalte. Ich frage mich, ob unsere Gemeinden ausreichend in der Lage sein werden, notwendige Investitionen in Straßen, Kindergärten, Schulen, Wohnbau und Infrastruktur zu tätigen. Ich hoffe, dass bereits zugesicherte Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern für die Gemeinden ausreichen, um Zurückstellungen notwendiger Investitionen zu vermeiden. Wir müssen auch den Glauben an eine sich positiv entwickelnde Zukunft wiedergewinnen, damit sich die Beschäftigungslage weiter verbessert und es bei Handel, Tourismus, Gewerbe und Industrie wieder aufwärtsgeht.

Zurück zu den Ursprüngen des Unternehmens: Was sind aus Ihrer Sicht die Besonderheiten in der DNA von SWIETELSKY, damit aus einer 1936 in Gmunden gegründeten kleinen Baufirma ein Global Player werden konnte?

Also Global Player ist stark übertrieben, wenngleich wir in Europa und Australien insgesamt in neunzehn Ländern aktiv sind. Dazu muss man sagen, dass der Bahnbau die Haupttriebfeder der internationalen Ausrichtung ist. Im Hochbau, Straßenbau und Tiefbau sind wir außerhalb Österreichs nur in Süddeutschland, Tschechien und Ungarn wirklich stark. Der Erfolg hat natürlich viele Väter, hervorzuheben sind aber mit Sicherheit die ehemals aktiv in der Firma tätigen Mitglieder der Eigentümerfamilien Swietelsky und Brustmann. Wenn man aber von einer DNA spricht, dann ist es wohl die seit jeher durch diese Personen geprägte Überzeugung, das Unternehmen möglichst dezentral, mit hoher Eigenverantwortung der Mitarbeiter und nahe am Kunden zu führen.

Es heißt, SWIETELSKY sei das profitabelste der großen drei österreichischen Bauunternehmen. Entspricht das der Wahrheit und wie hält man den Vorsprung?

Richtig ist, dass wir im Branchenvergleich über eine hohe Profitabilität verfügen. Wir führen das auf eine sehr schlanke dezentrale Unternehmensstruktur, eine breite regionale Verwurzelung in Österreich, stabile Kundenbeziehungen, unsere Position in profitablen Nischen, eine verhältnismäßig risikoaverse Auftragsstruktur und vor allem auf hoch motivierte Mitarbeiter zurück.

Ein Schlüsselfaktor für nachhaltigen Erfolg sind qualifizierte Mitarbeiter auf allen Ebenen: Was tun Sie, um gute Leute anzuziehen und zu halten?

Es freut uns, dass der Konzern im März 2020 mit großem Vorsprung als begehrtester Arbeitgeber der Baubranche ausgezeichnet wurde. Zudem gehört SWIETELSKY zu den Top-3-Arbeitgebern aller Branchen in Österreich. Dafür mussten wir keinen Kulturwandel vollziehen, sondern haben in den letzten zwei Jahren Maßnahmen getroffen, um unsere seit jeher bestehende Werteorientierung dauerhaft und konzernweit zu verankern. Darauf gilt es, als Unternehmen besonders zu achten, wenn man so stark wächst, wie das bei uns in den vergangenen Jahren der Fall war.

Apropos Nachhaltigkeit: Der Umwelt- und Klimaschutz bekommt in der öffentlichen Debatte einen immer größeren Stellenwert. Die Bauwirtschaft – Stichwort Ressourcenverbrauch, Flächenversiegelung etc. – steht generell auf dem Prüfstand. Wie geht SWIETELSKY mit diesen heiklen Themen um?

Nachhaltigkeit ist nicht nur grün, sondern hat viele Dimensionen. Es geht dabei um die Lebensqualität, die wir mit unseren Werken schaffen, um die dauerhafte Absicherung unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und damit verbunden um unsere Verantwortung als Arbeitgeber. Es geht darum, wie unsere Tätigkeitsregionen von Kaufkraftsteigerung sowie Steuern und Abgaben profitieren. Besonders wichtig ist uns auch ein fairer Umgang mit Geschäftspartnern und ein in jeder Hinsicht gesetzestreues Verhalten. Und ja, auch der Ressourcenverbrauch ist natürlich Thema. Wir haben 2019 über unsere gesetzlichen Verpflichtungen hinaus den ersten konzernweiten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, in dem all diese Faktoren, Zahlen, Daten und Fakten transparent und vergleichbar dargestellt sind. Darauf aufbauend arbeitet unser interdisziplinäres Nachhaltigkeitsteam an Optimierungsmaßnahmen, um eine wettbewerbsfähige Entwicklung für die Zukunft sicherzustellen.

Vor allem bei städtischen Projekten steigt der Anspruch an die Planungs- und damit Lebensqualität rapide. Wie kann SWIETELSKY zu einer schöneren Welt beitragen?

Vor allem über die Qualität unserer Leistung und deren Beständigkeit. Darüber hinaus beraten wir unsere Kunden, Bauherren und Architekten, wie man Vorhaben vielleicht noch ressourcenschonender realisieren könnte. Beispielsweise durch Holzhybridbau, auch im städtischen Bereich. Hier haben wir Kompetenz aufgebaut und bereits tolle Referenzprojekte umgesetzt.

  Peter  Schöndorfer

Redaktion

Peter Schöndorfer

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